Layali Tanzfestival in Stockholm

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in Bastet Nr. 1 / 2006

Die schwedische Orienttanz-Szene ist zwar nicht besonders gross, dank guter Kontakte wird sie aber öfters mit hochkarätigen LehrerInnen aus dem Mittleren Osten beglückt (Samasem, die lange in Kairo arbeitete ist z.B. Schwedin). Und zwar nicht nur mit einem Star, meist kommen sie grad im Multipack!

Einer der jährlichen Anlässe in Stockholm ist das Layali Festival in Stockholm, organisiert von Aminah (Ann Larsson). Nachdem sie 2004 Lulu Sabongi (Brasilien), Farida Fahmi (Ägypten), Anna Barner (Dänemark) und Samasem (damals noch Kairo) als Gastdozentinnen gewinnen konnte, wurden für das Festival im November 2005 Amani und Sami Khoury eingeladen.

Amani ist bestimmt die international bekannteste libanesische Tänzerin, Sami Khouri lebt ebenfalls im Libanon und arbeitet dort als Tänzer und Choreograf.
Ausserdem unterrichteten am Festival, das vom 3. bis 6. 11. dauerte, auch diverse schwedische Lehrerinnen - und es gab natürlich Shows!

Ich selber habe vom Freitag bis Sonntag am Festival teilgenommen, mein erster Programmpunkt war die Show im Restaurant Carte Blanche - eines der zahlreichen, grossen libanesischen Restaurants in Stockholm. Es traten vor allem Gruppen auf, aber auch einige Solotänzerinnen, meist Workshop-Lehrerinnen. Dabei zeichnete sich schon ab, was sich am Samstag bestätigen sollte: Ich habe noch nie soviel Stocktanz gesehen! Sowohl bei den Gruppen als auch bei den Solotänzerinnen scheint Saïdi sehr beliebt zu sein (die schwedische Tanzszene ist sehr Ägypten-orientiert).
Da setzte ich mit meiner libanesischen Tanznummer natürlich einen eindeutigen Gegenpol, der auch sehr gut ankam.amani

Nach mir folgte als Überraschungsgast noch Ali/Alissa - ein junger Tänzer, der erst mit einer Warda-Parodie erheiterte und danach mit einer sehr guten Tanzeinlage begeisterte.

Am Samstag ging es dann richtig an die Arbeit: Es waren 5 Stunden Workshop angesagt.

Zuerst nahm ich 2 Std. bei Sami. Sein Hauptanliegen in diesem Kurs war, das Gefühl beim Tanz rüberzubringen. Von der Idee her gut, leider konnte er es nicht richtig rüberbringen. Es war eindeutig, dass er ein sehr guter Tänzer ist, aber erlären WIE man denn das Gefühl in den Tanz bringt, konnte er nicht so gut - vor allem waren wir zu sehr damit beschäftigt, nachzuvollziehen, was für Bewegungen er gerade tanzte, um uns auf unsere Gefühle zu konzentrieren.

Das gelang Amani umso besser, die im folgenden Workshop vor allem Taqsim-Bewegungen unterrichtete und im zweiten Teil dann auch zum Ausdruck verschiedener Gefühle wie Freude, Verliebtheit, Ärger usw. anleitete. Es war sehr interessant, ihre typischen Bewegungen, die ich schon aus Videos kannte, von ihr persönlich erklärt zu bekommen.

Die grosse Gala-Show am Samstag fand in einem wunderschönen alten Theater statt. Es wurde ein sehr abwechslungsreiches Programm geboten - neben dem schon erwähnten Stocktanz gab es Tribal Style Dance, Raqs Sharqi und Fusion in einem guten Mix. Zum Abschluss tanzte Amani eine ihrer älteren Choreografien in einem sehr schönen Kostüm. Obwohl ich diesen Tanz schon auf Videos gesehen hatte, war er live ein ganz besonderes Erlebnis, nur schon weil man ihn ganz geniessen konnte ohne seltsame Kameraeinstellungen und Schnitte...
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Amani und ich backstage an der Gala-Show (das ist meine Surf Sharqi-Perücke...)

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Die Workshops am Sonntag waren mehr technisch orientiert. Hier zeigte sich die wahre Stärke von Sami Khoury. Seine Schrittkombinationen waren originell, technisch anspruchsvoll und wurden auch gut erklärt. Aus diesem Workshop habe ich einiges an Material mitgenommen, das ich in mein Repertoire einbauen werde.

Danach unterrichtete Amani eine modern orientalische Choreografie zum Remix von Amani al Omr. Ihr Unterricht ist sehr gut strukturiert, sie spricht
ausgezeichnet Englisch und erklärt ganz genau, was sie macht. Sie legt auch sehr viel Wert auf die korrekte Ausführung der Bewegungen.
Alles in allem ein sehr lohnendes Festival! Die Teilnehmerinnen waren sich dann auch einig, dass es "noch besser als letztes Jahr" war und schätzten vor allem, dass sie zum ersten Mal in Skandinavien bei Amani Unterricht nehmen konnten. Es waren übrigens auch Schülerinnen aus Finnland, Norwegen und Grossbritannien angereist.

(MEISSOUN war übrigens auch am Layali Festival 2008 als Gaststar und Dozentin dabei.)